Fernlernen

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist Fernlernen ein Thema, um das Schulen nicht herum kommen. Um bei einer allfälligen Schulschliessung mit der Klasse in Kontakt zu bleiben, kommt man kaum um digitale Mittel herum. Aber auch wenn Schüler:innen und Lehrpersonen aus anderen Gründen (z.B. Krankheit) nicht im Schulzimmer zusammenkommen können, kann Fernlernen eine Möglichkeit sein. Natürlich kann man einfach haufenweise analoges Übungsmaterial mit nach Hause geben. Für die Lernmotivation der Schüler:innen sind aber Austausch mit der Lehrperson oder mit Kolleg/innen unabdingbar.

Fernlernen – vier zentrale Punkte

  1. Aufträge sollten so klar wie nur möglich formuliert werden.
  2. Die Kommunikation zw. Lehrperson und Kind sollte aufrechterhalten werden.
  3. Keine Flut an Arbeitsblättern (zum Ausdrucken) abgeben; spannende Lernszenarien anbieten.
  4. Fernlernen braucht immer mehr Zeit als Präsenzlernen und die Familien sind momentan zusätzlich belastet, weil sie eng aufeinandersitzen, mehrere Kinder vor Ort sind, Eltern parallel Homeoffice machen und Kinder betreuen oder finanzielle oder gesundheitliche Sorgen haben. Daher lieber kleine, kreative Aufträge und Lernportionen abgegeben und auf zeitlich asynchron lösbare Aufgaben achten.

Kommunikationskanäle

Allerdings kann nicht davon ausgegangen werden, dass in allen Haushalten auch geeignete Geräte zur Verfügung stehen. Da muss allenfalls die Schule ausnahmsweise schulische Geräte ausleihen oder die Elternschaft hilft sich gegenseitig aus (z. B. Aufruf, alte Handys oder Tablets zur Verfügung zu stellen). Speziell im Zyklus 1 müssen die Eltern stark miteinbezogen werden: Welche Infrastruktur steht den Kindern zu Hause zur Verfügung? Inwiefern können die Kinder von den Eltern unterstützt werden? Wie kann die Schule die Eltern dabei unterstützen?  

Je einfacher und universeller die Kommunikationskanäle, desto besser… 

Kommunikation mit den Eltern

Als erstes sollte ein Kommunikationskanal für die Eltern-Lehrpersonen-Kommunikation bestimmt werden. Falls nicht bereits ein Kanal vorhanden ist, müssen wohl individuelle Kommunikationsmöglichkeiten gesucht werden.

  • E-Mails
  • Textnachrichten an die Eltern
  • Ein Messenging-Dienst wie Signal, Telegram usw. (da müsste eine Anleitung mitgeliefert werden), notfalls halt pragmatisch auf vorhandene, nicht datenschutzkonforme Lösungen zurückgreifen

Kommuniziere Zeitfenster in denen du erreichbar ist.


Kommunikation mit den Schüler:innen

Im Wissen, dass es unzählige weitere geeignete Tools gäbe (siehe z.B. hier: schultools.net), beschränken wir uns hier auf ein paar niederschwellige Möglichkeiten, um mit den Schüler:innen in Kontakt zu bleiben: 

schabi.ch  
Eine pragmatische Lösung könnte eine schabi-Seite sein, auf der für jede Tag Aufträge und Links zusammengestellt werden. Mit dem kostenpflichtigen Account können auch direkt Aufträge und Mitteilungen in Form von Videos oder Audioaufnahmen, sowie Dateien eingebunden werden (andernfalls müsste das über entsprechende Webdienste gemacht werden).  
> Beispielseite Kiga
> Beispielseite MST
weitere Infos zu Schabi 


app.bookcreator.com 
Der Bookcreator ist mit seiner QR-Login-Funktion ein sehr einfaches Tool, das Kindern zu Hause ermöglicht, ihr Lernen zu dokumentieren.  Durch die intuitive Bedienung und die multimedialen Funktionen können auch Kinder, die noch nicht lesen und schreiben, Sachverhalte erklären oder Geschichten erzählen.
weitere Infos 


jitsi.org
Die niederschwelligste Lösung für die Face-to-Face-Kommunikation ist vermutlich jitsi.org. Damit lassen sich Onlinemeetings gratis und ohne Account organisieren. Nach der Eingabe eines Namens für das Meeting erhältst du einen Link, über den das Meeting gestartet werden kann. Dieser Link kann beispielsweise in eine schabi-Seite integriert werden. Auf diese Weise können die Kinder (zu vorgegebenen Zeiten) mit einem Klick mit dir in Kontakt treten. 
Einfache Einführung: https://hackmd.io/@phwampfler/jitsi 


padlet.com 
Dieses Pinnwandtool lässt sich optimal für den zeit- und ortsunabhängigen Austausch von Ideen nutzen, aber auch als Feedbacktool oder als Klassenchat. Bis zu zwei Pinnwänden ist die Nutzung gratis. Für das Erstellen braucht es einen Account, mitarbeiten kann man aber ohne Login. Die Plattform ist etwa ab der 3. Klasse einsetzbar.
> Beispielseite von Padlet
weitere Infos zu Padlet 


Natürlich gibt es diverse weitere, deutlich mächtigere Plattformen wie Office365, Google Suite for Education oder Apple Schoolworks, allerdings ist der Konfigurations- und Einführungsaufwand für Schulen beträchtlich. Schulen, die diese Lösungen bereits eingerichtet haben, kennen meist auch entsprechende Hilfe-Ressourcen… 

Fernlern-Szenarien

Grundsätzliche Überlegungen

Fernlernen braucht immer mehr Zeit als Präsenzlernen! 

Fernlernen braucht mehr Zeit als Präsenzlernen – und die Familien sind momentan zusätzlich belastet, weil sie eng aufeinandersitzen, mehrere Kinder vor Ort sind, Eltern parallel Homeoffice machen und Kinder betreuen oder finanzielle oder gesundheitliche Sorgen haben. 

  • Daher lieber kleine Aufträge und Lernportionen abgegeben und auf zeitlich asynchron (auch wegen der Netzauslastung) lösbare Aufgaben achten.
  • Genügend Zeit einberechnen und solche Aufträge geben, die motivieren, Spass machen und Interesse wecken. 
  • Unbedingt vermeiden, dass es zu Szenen wie teilweise bei den Hausaufgaben kommt, wenn Eltern mit den Kindern in Streit geraten! 
  • Grober Richtwert der Aufträge zu Beginn: 1./2. Klasse ca. 1-2 h/Tag; 3./4. Kl. ca. 2-3 h/Tag; 5./6. Kl. ca. 3-5 h/Tag. 

Video-Tipp: Mein Homeoffice


Tagesstruktur

Wochenplanung

Wichtig ist, je länger das Fernlernen andauert und je jünger die Kinder sind, dass eine Tagesstruktur geschaffen wird. Je nach Quartier, in welchem unterrichtet wird, brauchen die Eltern hier entsprechende Unterstützung durch die Lehrperson. Dies kann ein konkreter Tagesablauf sein (z. B. Montag, 09.00-11.00 Uhr Projektlernen, Nachmittag: Sport (30 min) und Zeichnen, vor dem Abendessen: Tagebuch schreiben) oder auch nur der Hinweis an die Eltern, dass sie selber Strukturen einführen sollen und am besten gemeinsam mit dem Kind einen Stundenplan oder Tagesablauf kreativ gestalten und aufhängen. Die Homeoffice-Situation ist für alle Beteiligten eine Belastung. Kinder können je nach Alter unterschiedlich in die täglichen Haushaltsarbeiten einbezogen werden – das vertreibt die Langeweile und fördert das Verantwortungsbewusstsein. Wenn das Fernlernen länger als bis zu den Frühlingsferien andauert, sollten sich in jeder Klasse nach und nach Strukturen ergeben (dazu schreiben wir hier später weitere Details auf). Schön wäre auch ein morgendliches Ritual, z. B. 

  • die Telefonkette (in wöchentlich wechselnder Reihenfolge) durchtelefonieren und die Kinder erzählen sich kurz vom gestrigen Tag oder auf was sie sich heute besonders freuen (geht auch auf Englisch), 
  • einem anderen Kind oder der Lehrperson jeden Morgen eine kurze E-Mail oder ein erfundenes Kurzgedicht schreiben,
  • ein Foto von sich machen und dies auf einer virtuellen Pinwand posten (z. B. Padlet: https://meta.wintablets.ch/pinnwand/), 
  • einen Videochat eröffnen und gemeinsam ein Lied singen (z. B. Jitsi Meet: https://meet.jit.si/, Anleitung: https://hackmd.io/@phwampfler/jitsi) oder
  • auf einem privaten Kanal den Grosseltern, Cousinen oder der Freundin aus einem anderen Dorf eine Videobotschaft aufnehmen und senden.

Konzepte/Tipps von Schulen:

Einfache Szenarien (v.a. Z1 und Z2)

Kinderseiten

Unter www.t1p.de/Wissen-Kinder befindet sich eine Linksammlung (Zyklus 1 + 2; Suchmaschinen, Wissensseiten, Lexika, Kindernachrichten, Clips usw.; wird weiterhin ergänzt), welche die Kinder selbständig nutzen können. Die Auswahl erfolgte nach den Kriterien «geprüfte, sichere Kinderseite», «geeignet für Zyklus 1 und/oder 2», «qualitativ hochwertig», «möglichst selbsterklärend» und «kostenlos». Die Eltern müssen also nicht pausenlos ihre Kinder begleiten, wenn sie diese Links nutzen (Hinweis: Auch Kindersuchmaschinen können ggf. zu einem ungeeigneten Suchergebnis führen, allerdings ist die Chance hierfür wesentlich geringer, als wenn eine grosse Suchmaschine wie Google genutzt )
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Tagebuch schreiben

Ein Tagebuch ist einerseits eine bleibende Erinnerung, anderseits hilft es Kindern und Jugendlichen, das aktuelle Geschehen verarbeiten zu können. Das Tagebuch kann die Kinder während der Fernlernphase begleiten und wird so zur täglichen Routine.
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Lernjournal führen

Das Tagebuch ist (sehr) persönlich und hilft bei der emotionalen Verarbeitung, ein Lernjournal (analog oder digital geführt) dokumentiert, unterstützt und begleitet das Lernen und macht die Kinder auch stolz, weil sie ihre zu Hause selbständig erarbeiteten Arbeitsergebnisse gebündelt beisammen haben und so realisieren, was sie alles erledigt haben. In einem Lernjournal kann notiert werden, was heute erledigt wurde (z. B. 30 min Plus-/Minusrechnen mit der Kopfrechnen-App, 10 min Hindernislauf durch die Wohnung) und es können Arbeitsergebnisse eingefügt werden (z. B. Fotos der gemachten Zeichnung oder Bastelarbeit, Textzusammenfassung eines im Internet gelesenen, gehörten Textes oder Filmes, Rezept und Bastelanleitung des selber gebackenen Brotes, Foto des selber gedeckten Tisches inkl. Tischdeko). Ein Lernjournal lebt u. a. auch vom Feedback durch die Lehrperson oder Peers – sobald sich das Fernlernen eingespielt hat, werden wir hier Wege zur Lernbegleitung und zu Feedbacks durch die Lehrpersonen oder Peers beschreiben.


Projekt umsetzen

Kinder lieben es, selbständig ein Projekt umzusetzen! Aber auch hier gilt, dass momentan erste Gehversuche mit projektartigem Fernlernen gemacht werden und die Kinder brauchen eine Anleitung und mögliche Zielformulierungen, aber keinen Anspruch auf perfekte Leistung (oder gar Benotung).
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Zaubertricks

Die Welt der Magie und Illusionen ganz einfach entdecken und selber zu einer Magierin oder einem Magier werden.

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Actionbound als Lernpfad

Actionbound bietet sich an, um Lerninhalte zu erarbeiten. So können z. B. NMG- Wissensreisen, Mathematik 1×1 und vieles mehr behandelt und vertieft werden. Exemplarisch ist hier ein Actionbound zum Thema «2er Reihen» zu finden.

Öffne die App Actionbound auf deinem Smartphone/Tablet, scanne den QR-Code und lege los.

Actionbound ist ein Werkzeug zum Erstellen von virtuellen Schnitzeljagden oder Lernpfaden für Smartphones und Tablets. Was es genau kann und wie eine solche Schnitzeljagd erstellt werden kann, findest du hier.

Aufwändigere Szenarien (v.a. Z2 und Z3)

Solange eine entsprechende Plattform zur Verfügung steht, lassen sich im Prinzip alle Szenarien des individualisierten Unterrichts auch online abbilden. Mit entsprechenden Kommunikations- und Kollaborationslösungen lassen sich auch der Austausch in Gruppen oder im Plenum durchführen. Auch wenn es im Prinzip möglich wäre, macht es allerdings wenig Sinn, die Schüler/innen im Lektionentakt durch den Tag zu hetzen. Stattdessen kann die spezielle Situation für offenere und längerfristigere Lernaktivitäten genutzt werden, die im übervollen Schulalltag sonst oft zu kurz kommen… 

Üben/Trainieren 

Hier gibt es unzählige Angebote. Bei einigen ist der aktuelle Lernstand für die Lehrperson jederzeit einsehbar (z.B. anton.app). Bei anderen (z.B. LearningApps) könnte als Nachweis ein Screenshot der Ergebnisseite eingefordert werden.  Viele Angebote sind zur Zeit kostenlos (Profax, LMVZ, …). Wichtig ist aber, dass die Schüler/innen nun aber nicht mit Onlineübungen überhäuft werden! Entscheide dich für ein Angebot (oder zumindest wenige) und bleibe zurückhaltend bei der Menge an Übungen. Ideal sind Plattformen wie Duolingo, bei denen die Schüler/innen ausgehend von ihrem Lernstand in ihrem Tempo arbeiten können.
> weitere Infos zu Lernprogrammen


Projektartiges Arbeiten 

In der Quarantänesituation drängen sich eigentlich längerfristige, projektartige Aufträge auf. Das Wegfallen einer fixen Stundenplanstruktur kann somit auch eine Chance für neue Lernerfahrungen sein. Eine umfangreiche Recherche zu einem selbstgewählten Thema oder die Verwirklichung eines Produkts kann von der Schülerin online dokumentiert und reflektiert werden. Die Lehrperson kann derweil den Prozess mit Rückmeldungen und Tipps begleiten, andere Schüler/innen können zur Mitarbeit oder für Feedbacks eingeladen werden. 


Reise planen 

Die Planung einer Reise durch ein Land ist ein umfangreiches und attraktives Projekt, das auch verschiedene persönliche Schwerpunkte ermöglichen würde. Alternativ dazu könnte auch eine Weltreise mit bestimmte Vorgaben geplant werden. 
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Projektartiges Arbeiten mit Kanban

Die Corona-Krise mit all ihren Herausforderungen zwingt uns Neues auszuprobieren und Herkömmliches zu überdenken. Die Krise ist so gesehen auch eine Chance für Schule, Unterricht und Lehrpersonen. Je länger der Lockdown dauert, je länger Lernen zu Hause stattfindet, desto wichtiger wird es, Lernaufgaben zu schaffen, die aus Sicht der Lernenden attraktiv sind, die Mitbestimmung erlauben, die einen hohen Anteil an Sinnhaftigkeit beinhalten und für die die Lernenden bereit sind, sich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen.
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Visualisieren mit Stift 

«Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte», heisst es zuweilen. Tatsächlich können Bilder oder symbolhafte Darstellungen helfen, ein kompliziertes Thema verständlich zu machen. Das Gestalten eines wirkungsvollen Plakats oder das visuelle Notieren von Gedanken ist keine Frage des Talents, sondern viel mehr Übungssache.
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Gemeinsam schreiben

Geschichten schreiben gehört zu den häufigsten Aufträgen in einer Schule. Dies kann ohne Probleme auch im Fernlernen gemacht werden. Doch nicht nur das. Lassen wir die Schülerinnen und Schüler doch gemeinsam Geschichten schreiben.

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Zeige dein Talent!

Jede Schülerin und jeder Schüler hat mit Sicherheit schon einmal ein Video erstellt. Vielleicht von sich selber, wie er/sie einen Salto macht oder andere Dinge vorzeigt. Dies kann man wunderbar als Basis für ein grösseres Projekt nehmen.

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Trickwurf-Challenge

Vor einigen Jahren gingen Trickwurf-Clips auf Youtube viral. Egal ob Bälle von einem Hochhaus in einen Abfalleimer werfen, oder einen Ping Pong Ball über eine Wand in einen Becher. Lassen wir den Trend wiederaufleben.

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Radio

DRS, Argovia, Radio24, Energy, Pilatus, Central usw. Die Liste von Radiosendern ist ziemlich lange. So gut wie jede Region hat einen eigenen Sender. So unterschiedlich sie sind, so gleich sind doch die Abläufe von Radiosendungen. Machen wir doch ein eigenes Klassenradio.

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Weitere Ideen, Materialien und Tools 

Im Netz wimmelt es bereits von Ideen und Konzepten.  Hier exemplarisch ein paar hilfreiche Sammlungen: